Bestimmung des Progesteron-Spiegels im Blut

Die sogenannte Gelbkörperschwäche (Progesteronspiegel Blut)

Der Hauptgrund einer Bestimmung des Progesteronspiegels im Blut ist meist der Verdacht auf ein Versagen der Eierstöcke (=Ovarialinsuffizienz), insbesondere bei Verdacht auf die sogenannte „Gelbkörperschwäche“.

Die „Gelbkörperschwäche“ ist eine häufige Ursache für die Unfruchtbarkeit der Frau. In diesem Falle findet man erniedrigte Progesteronspiegel in der 2. Hälfte des Zyklus. Hierzu benötigt man die Durchführung von 3 Blutabnahmen im Abstand von jeweils 2 Tagen um die Mitte der 2. Zyklushälfte und frühestens 5 Tage nach dem Eisprung. Ein mittlerer Progesteronspiegel unter 10 µg/l weist dabei auf eine Gelbkörperschwäche hin.

Die Gelbkörperschwäche ist keine eigene Erkrankung. Sie ist eine leichte Funktionsstörung der Eierstöcke, bei der es zu einer Störung der Funktion des Gelbkörpers kommt. Dies äußert sich in einer Verkürzung der 2. Zyklushälfte, einem schleppenden Anstieg der Körpertemperatur in der 2. Zyklushälfte oder zum Beispiel auch durch Schmierblutungen um den Menstruationstermin. Im Blut zeigt sich ein zu niedriger Progesteron– und oft gleichzeitig zu niedriger Östradiolspiegel, weil der Gelbkörper zu wenig Hormone produziert.

Der unerfüllte Kinderwunsch

Bei der Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches ist häufig auch eine Stimulation der Eierstöcke notwendig. Diese sollte man mit Hilfe der Bestimmung des Progesteronspiegels im Blut überwachen. So kann bei Bestimmungen am 10. und 12. Tag kann ein höherer Progesteronspiegel anzeigen, dass sich schon ein Gelbkörper bildet oder dass der Eisprung bevorsteht. Dagegen wird 6 und 10 Tage nach dem Eisprung der Progesteronspiegel im Blut zeigen, ob die Funktion des Gelbkörpers ausreichend ist.

Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter

Relativ zu niedrige Werte entstehen bei einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (sogenannte „ektope Gravidität“ / z.B. „Eileiterschwangerschaft“). Bleibt das befruchtete Ei z.B. im Eileiter, also außerhalb der Gebärmutter hängen, kann sich die Frucht nicht angemessen entwickeln. Ein Hinweis dafür sind verminderte Progesteronspiegel im Blut der Mutter: Weniger als 5 µg/l am Ende der 4. Schwangerschaftswoche (SSW), weniger als 10 µg/l am Ende der 5. SSW und weniger als 20 µg/l am Ende der 6. SSW sprechen mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter. Allerdings wird heutzutage zur Erkennung einer ektopen Schwangerschaft meistens das HCG verwendet.

Erkrankungen oder Schädigungen beider Eierstöcke

Wenn die Eierstöcke erkrankt oder geschädigt sind, spricht man von einer primären Ovarialinsuffizienz. In diesen Fällen sind die Eierstöcke selbst „schuldig“ an den zu niedrigen Hormonwerten. Die Hirnanhangsdrüse und der Hypothalamus als Steuerzentren werden dies merken und versuchen, die Eierstöcke durch vermehrte Produktion von FSH und LH anzutreiben. Dadurch werden der FSH und LH-Spiegel im Blut erhöht sein.

Hauptursache hierfür können Bestrahlungen oder Chemotherapie im Rahmen einer Krebstherapie sein, seltenere Ursachen sind beidseitige Virusinfektionen (z.B. bei Mumps), beidseitige Entfernung bei Tumoroperationen, Ablagerung schädigender Stoffe bei der Eisenspeicherkrankheit (= Hämochromatose) oder bei einer angeborenen Milchzuckerunverträglichkeit (Galaktosämie).

Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen sind jene Krankheiten, bei denen sich unsere Abwehr gegen die eigenen Zellen und Organe richtet. Auch, wenn der eigentliche Störungsherd andere hormonproduzierende Organe betreffen (z.B. die Schilddrüse), können auch die Eierstöcke mitbetroffen sein. Als Beispiele für Erkrankungen seien die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (wie z.B. Hashimoto-Thyreoiditis), der Nebenniere (hier Morbus Addison), der Bauchspeicheldrüse (vor allem der Diabetes Typ I), der Nebenschilddrüsen (z.B. Hypoparathyreoidismus) oder der Muskeln (so wie Myasthenia gravis) bekannt. Oft wird man die Beteiligung der Eierstöcke nur vermuten können. Um diese zu beweisen, müsste man eine Gewebsprobe entnehmen.

Genetisch bedingte Erkrankungen

Fehlbildung oder Fehlen der Eierstöcke bzw. Geschlechtsdrüsen

Diese kommt meist bei Abweichungen vom normalen Chromosomen-Muster vor, also bei einem Gendefekt. Die häufigste Abweichung ist das Fehlen des zweiten X-Chromosoms (Turner-Syndrom). Bei manchen dieser Erkrankungen besteht das Risiko einer bösartigen Entartung der fehlgebildeten Geschlechtsdrüsen. In solchen Fällen müssen diese entfernt werden. Manche Mediziner halten es für notwendig, bei allen Frauen unter 30 Jahren mit erhöhten FSH und LH-Spiegeln eine Chromosomenuntersuchung durchzuführen, um diese Krankheiten sicher erkennen zu können.

Einfachere Gründe für einen veränderten Progesteronspiegel:

Die „normalen“ Gründe für veränderte Progesteronwerte

Einen erhöhten Progesteronspiegel löst natürlich auch eine Schwangerschaft aus – auch wenn dies keine Erkrankung, sondern eine normale Entwicklung ist, ist sie hier dennoch angeführt, weil sie bei der Abklärung erhöhter Progesteronspiegel nicht vergessen werden soll.

Auch wenn sich der Gelbkörper sich in einem Monatszyklus nicht zurückbildet, können Progesteronspiegel zu hoch bleiben. Selten kommt es dazu, dass sich der Gelbkörper nicht ordentlich zurückbildet. Dies kann dann zu erhöhten Progesteronspiegeln führen. Hinweise darauf zeigen sich bei der Ultraschalluntersuchung.

Aber auch zum Beispiel nach der letzten Regel (Menopause) sinkt der Progesteronspiegel ab und kann durch eine Bestimmung dessen bestätigt werden.

Zur Diagnostik von schweren Erkrankungen

Tumore

Auch bei Verdacht auf schwerere Erkrankungen, wie z.B. einiger hormonproduzierender Tumore wird eine Messung des Progesteronspiegels gemacht. Einerseits können Tumore selbst Progesteron produzieren und andererseits können Tumore, die LH- oder HCG-produzieren, indirekt zu einer Erhöhung des Progesteronspiegels führen, da das LH und das HCG die Progesteronproduktion anregen.

In Frage kommen z.B. Tumore der Eierstöcke, Tumore, welche sich aus dem Mutterkuchen entwickeln ( z.B. Blasenmole, Chorionepitheliom, welche HCG produzieren), Tumore in der Hirnanhangsdrüse (diese produzieren manchmal LH), weitaus seltener kommen andere Tumore in Frage.

Adrenogenitales Syndrom (AGS)

Erhöhte Progesteronspiegel findet man dagegen bei einigen hormonproduzierenden Tumoren, bei übermäßiger Stimulation im Rahmen einer Fruchtbarkeitsbehandlung, bei Störungen der Hormonbildung in der Nebennierenrinde – dem sogenannten „adrenogenitalen Syndrom“ (AGS).

Übersetzt ist dies eine Erkrankung, die die Nebenniere und die Geschlechtsorgane betrifft, wobei die Ursache dafür in der Nebenniere liegt. Diese produziert normalerweise mit Hilfe einiger Enzyme (= sogenannte Biokatalysatoren) verschiedene Hormone. Fehlt eines dieser Enzyme, dann können bestimmte Hormone nicht gebildet werden und andere Hormone werden dann statt dessen aber in zu großer Menge gebildet. Werden fälschlicherweise zu viele männliche Hormone gebildet, kann das zu Erscheinungen der Vermännlichung bei Mädchen oder Frauen führen (z.B. der sogenannte „Frauenbart“).

Was ist die Ursache von AGS?

Als Ursache für die AGS sind defekte Gene bekannt. Der häufigste dieser Defekte ist der sog. 21-Hydroxylasedefekt. Die Krankheit ist angeboren und kann sich bereits bei der Geburt zeigen (z.B. durch eine vergrößerte Klitoris) oder aber erst in der Pubertät (z.B. durch fehlende oder unregelmäßige Blutungen, abnorme Körperbehaarung, Akne).

Der Progesteronspiegel kann hierbei erhöht sein, wird jedoch nicht für die Diagnosefindung verwendet. Die Diagnose erfolgt durch die Bestimmung anderer Hormone oder Nachweis des defekten Gens.

Was ist bei der Blutabnahme und der Progesteronbestimmung zu beachten?

Zunächst einmal der wichtigste Hinweis: Aus isolierten bzw. einzelnen, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Vor allem einzelne Messungen des Progesteronwertes hängen zudem vom Abnahmetag (Tag des Zyklusses) ab. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss nicht zwangsläufig eine der im Folgenden genannten Erkrankungen, Störungen oder Veränderungen vorliegen!

Auf jeden Fall sollte der Zyklustag bekannt sein, da der Progesteronspiegel normalerweise im Verlauf des Monatszyklus sehr stark schwankt. Je nach Grund und Fragestellung der Blutentnahme muss man daher auch an einem ganz bestimmten Zyklustag das Blut für die Bestimmung abnehmen.

Ebenso ist eine mehrmalige Messung vorteilhaft, um zu vermeiden, dass kurzfristige Schwankungen das Ergebnis verfälschen. Aus den verschiedenen Bestimmungen sollte man dann den Mittelwert der einzelnen Ergebnisse bilden.

Weitere Informationen rund um Progesteron finden sie hier auf den folgenden Seiten.